Jahresmotto 2024: Stadtbäume sind Lebensräume

(Wald)bäume sind in:  Das geheime Leben der Bäume, Waldtherapie, Waldmedizin, zum Heilen in den Wald, für Körper und Geist: Waldspaziergang usw.

(Stadt)bäume in den Lokalnachrichten: "Schwerer Unfall: BMW prallt seitlich gegen Baum", "An der Stadtgrenze Kiel/Kronshagen fallen wieder Bäume um", "Baum fällt auf Gleise". Ähnlich negativ scheinen Wohnungsbaugesellschaften Bäume zu sehen: als Laubproduzenten, die Kosten und Lärm produzieren. Und vor wenigen Jahren ergab eine Anfrage ders Ortsbeirats Mitte, dass es in Kiel Mitte keine potentiellen Standorte für Bäume mehr gäbe. Bei Fällungen müssten die gesetzlich vorgeschriebenen Ersatzbäume in anderen Bezirken gepflanzt werden.

Glücklicherweise hat zumindest in der Lokalpolitik ein Umdenken stattgefunden: Ohne Gegenstimme wurde 2019 der folgende Antrag der "Fraktion" beschlossen:

"Ziel ist es, dass langfristig in jeder Kieler Straße, Bäume stehen. Bei Baumaßnahmen ist dies als Grundsatz zu übernehmen. Ausnahmen sind möglich, wenn technische Gründe eine Baupflanzung nicht zulassen oder der zuständige Ortsbeirat dem widerspricht.“

Doch warum sind uns Stadtbäume so wichtig? Warum reichen der Schrevenpark und das Projensdorfer Gehölz nicht aus? Und warum ist es so wichtig, den Baumbestand zu erhalten und nicht einfach "störende Straßenbäume" zu fällen und durch bis zu fünf Neupflanzungen zu ersetzen? Was können wir zum Schutz der Stadtbäume unternehmen? Und hält sich die Stadtverwaltung an ihren Beschluss, der auch besonderen Schutz für den Baumbestand und eine neue Baumschutzordnung bis Ende 2020 forderte?

Diese Fragen werden uns das Jahr über begleiten. Viele Antworten haben wir schon parat: Bäume sind Schattenspender im Sommer und, Kühlung für aufgeheizte Betonflächen können wir selbst wenige Kilometer vom Meer entfernt gebrauchen. Bäume schützen bei Starkregenereignissen, Bäume sind Windschutz, Lärmschutz, Sauerstoffspender, CO2-Verbraucher und Lebensräume.

 

 

 

Jahresmotto 2023: Stadtgrün oder Versiegelung

5-Giebelhaus an der Waitzstraße (Baujahr 2022)

Was braucht Kiel als zukunftsfähige Stadt? Kiel als kreisfreie Stadt ist flächenarm, heisst es gebetsmühlenartig von Seiten der Politik. Und "Kiel ist eine grüne Stadt".

Es kommt auf die Perspektive an: In Rönne fühlen sich Einheimische und Besuch*erinnen wie auf dem Land, im Franzosenviertel, Schlossquartier , Alter Feuerwache oder auch im Stinkviertel ist es bebaute Umgebung und wenig Grün. Und auch wenn in diesen Quartieren in den letzten Jahren keine neue Bautätigkeit dazu gekommen ist, so hat die Versiegelung häufig noch weiter zugenommen: durch gepflasterte Wege rund um Grünflächen, durch neue Fahrradrouten. Die großen Bäume auf den Architektenentwürfen der neuen Quartiere entsprechen auch nach Jahren keineswegs der Wirklichkeit.

Nachverdichtung heisst Beton und Versiegelung in einem Ausmaß, das so nicht sein muss, Bespiel Fünf-Giebel-Haus an der Waitzstraße. Grün gibt es praktisch, pflegeleicht im Kübel oder im Bonsaiformat.

Vorbei sind die Zeiten, wo Städten ungebremstes Wachstum prognostiziert wurde: Energiekrise und Corona zeigen uns "Small ist beautiful" (da die Heizkosten niedriger sind) und im Home Office möchte ich lieber mit Blätterrauschen und Vogelgezwitscher statt Straßenlärm sein.

Wie also soll sich Kiel in Zukunft aufstellen: Möglichst viele Einwohner, die alle (indvidual?) mobilsiert aus der Stadt ins Grüne streben um Ruhe zu erfahren oder eine Stadt der kurzen Wege, wo es immer wieder in kurzen Abständen Orte mit viel Aufenthaltsqualität gibt?

Was ist Aufenthaltsqualität? Das Parklet vom Burgerladen an der viel befahrenen Gutenbergstraße? Oder das Cafe Lessingplatz, wo die unmittelbar angrenzenden Parkplätze zugunsten von Grün weggefallen sind? Diese Fragen werden uns 2023 bei unseren Aktivitäten begleiten. Sie und Ihr seid herzlich eingeladen mitzukommen auf der Suche nach passenden Antworten für Kiel.