Kreisgruppe Kiel

LNG ist keine Lösung für die Kreuzschiffahrt

10. Oktober 2018 | Mobilität, Klimawandel

Von wegen Öko-Kreuzfahrer: Im Rahmen der Oktober-Kreisgruppensitzung haben wir uns schlau gemacht zum Thema....

LNG-Transport in Zeebrügge

"Öko-Kreuzfahrer" schrieb die KN im März, als es darum ging, dass die AIDA Cruises ab Mai 2019 wöchentlich ein mit Flüssigerdgas (Liquified Natural Gas=LNG) betriebenes Schiff in Kiel abfertigen will (Link KN).

Als Flüssigerdgas wird meist Schiefergas verwendet. Dieses wird durch Fracking gewonnen. Das Besondere an LNG ist, dass es nach der Förderung zum Transport in LKW's und dann weiter mit Schiffen massiv (d. h. mit erheblichem Energieaufwand) runtergekühlt werden muss.

Zudem tritt im Rahmen der Förderung und des Transportes von Schiefergas eine erhebliche Menge Methan aus, welches den 25fachen Treibhausgaseffekt von Kohlendioxid hat.

Setzt man den Energieaufwand (und den damit verbundenen CO2-Ausstoß) des Förderaufwands zusammen mit dem Transports sowie dem Klimagaseffekt des Methans in einen Vergleich zur konventionellen Erdgas-Förderung (z.B. Pipeline aus Norwegen oder Russland), so ergibt sich ein deutlich schlechterer Wert: so schlecht, dass die Unterschiede (rein auf Klimagasausstoß bezogen) zu Erdöl sehr gering sind.

Dabei ist noch gar nicht die massive Umweltzerstörung durch Fracking einbezogen! (Mehr zu Gasförderung mittels Fracking in der Arte-Doku, siehe Quellen)

Warum nun wird LNG so gepuscht und als grün verkauft? Schließlich berichtete die SHZ im Februar, dass ein großes LNG-Umschlag-Terminal in Brunsbüttel geplant ist (Link SHZ)

Die Gasverbrennung ist tatsächlich deutlich sauberer als die von Schweröl in Bezug auf Feinstaub, Stickoxide und Schwefelstoffe. Hier gibt es neue Grenzwerte der Weltschifffahrsorganisation IMO, die einzuhalten sind. Zudem kommt LNG als Frackinggas meist aus den USA und kann zur Verringerung des Handelsbilanzdefizits zwischen USA und Europa erheblich beitragen (mit dem Ziel Strafzölle für europäische Einfuhr in die USA zu verhindern).

Also doch die einzige Lösung?

Mitnichten! Scrubber (Katalysatoren) als trockene Systeme und in Kombination mit Stickoxid- und Rußpartikelfilter können zur Einhaltung der Luftschadstoffgrenzwerte führen. Und in den Häfen sollte generell regenerativer Strom zur Landstromversorgung genutzt werden. Dies würde eine deutlich bessere Klimabilanz im Vergleich zur angekündigten LNG-Versorgung der AIDA Prima im Kieler Hafenbedeuten. Die Color Line soll im kommenden Jahr einen Landstromanschluss erhalten.

Zudem ist zu bedenken, dass sich jede Investition für den Geldgeber auch amortisieren soll: Mit Scrubbern und Landstromanschluss kann relativ günstig nachgerüstet werden; für die (wesentlich energieaufwändigere) teure Neuproduktion von LNG-betriebenen Schiffen wird dann eine Laufzeit von Jahrzehnten anvisiert - und damit ist der CO2-Ausstoß ebensolange bei gleichbleibender Nutzung zementiert.

Dies ist überhaupt nicht mit dem vorhandenen Rest-Klimabudget für eine Erderwärmung von maximal 2 Grad (oder weniger) vereinbar.

Die BUND-Kreisgruppe plädiert daher für trockene Scrubber  in Kombination mit Stickoxid- und Rußpartikelfilter  als Brückentechnologie für Fähr- und Kreuzfahrtschiffe, vorpflichtende Landstromversorgung in allen Häfen sowie für eine CO2-Steuer, die Kreuzfahrtschiffreisende für ihre tatsächliche Klimaschädlichkeit aufbringen müssen. Auf keinen Fall dürfen Kreuzfahrten als umweltverträglich postuliert werden!

Quellen:

  • Zur Förderung von Schieferfgas sehr informative Arte-Doku (12min) (Link)
  • Europas Gasabhängigkeit - ein Klimakiller?  16S. mit Quellen Friends of the Earth 2017(Link)
  • Klimabilanz von Schiefergas im Vergleich  Vortrag Uwe R. Fritsche, IINAS, 12/2013 (Link)
  • Assessment of the Fuel Cycle Impact of LNG as used in International Shipping White paper ICCT 2013 (Link)
  • Co2-Budget Wikipedia (Link)
  • PM des Bundesumweltministeriums zum Schwefellimit in Schiffskraftstoffen ab 2020 (Link)

 

 

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