Kreisgruppe Kiel

Forderungen aus dem letzten Jahrhundert

05. Dezember 2021

Pressemitteilung zur Kritik der IHK am Boelcke-Beschluss (Verzicht auf Baufeld 7)

Baustelle der Feuerwache 11-20

Die IHK fordert jährlich neue Flächen für Gewerbe, dabei ist die Vision eines unbegrenzten Wachstum ein Relikt aus dem letzten Jahrhundert.  Allen zukunftsgewandt denkenden Menschen in Deutschland dürfte klar sein, dass ein "Weiter so" nicht mit den notwendigen Klimaschutzzielen vereinbar ist. Ein lebenswerter Planet, auch für zukünftige Generationen, muss heute das Ziel sein. Und dazu gehört v.a. auch ein Umdenken in Bezug auf Flächenverbrauch und damit einhergehende Versiegelung.

"Trotz Verzicht auf große Flächen ist neues Gewerbe möglich, indem mehr in die Höhe gebaut wird, Mobilitätswende durch Jobticket gleich mitgedacht wird und damit reine Stellplatzflächen minimiert werden", so Ulrike Hunold vom BUND. "Die Forderungen von IHK, FDP und CDU sind maßlos und nicht im Einklang zu sehen mit den nach 2016 einstimmig erfolgten Ratsbeschlüssen zu Klima- und Artenschutz (Masterplan 100 % Klimaschutz und Beschlüsse zum Erhalt der Biodiversität)."

Die Naturschutzverbände kritisieren den jetzt erfolgten Beschluss zudem als unzureichend: Nötig wäre zusätzlich ein Verzicht auch auf die Baufelder 4, 6 mit dem Wäldchen und nicht nur 7, (Link) wie jetzt beschlossen. Damit würde sich das zukünftige Gewerbegebiet auf 26.000 qm, nämlich die vorhandenen Parkplätze und Flächen unmittelbar angrenzend an die neue Feuerwache beschränken.

Für den nordöstlich angrenzenden Bereich (entsprechend Baufeld 4,6,7) heißt es in der Begründung des B-Plan-Vorentwurfs auf S.23: " Bei einer Realisierung der Planung würde eine überwiegend topographisch bewegte, mit geschützten Biotopen besetzte Grünlandfläche völlig umgestaltet. Die vorhandenen Knickstrukturen würden zwar zu einem großen Teil erhalten werden, durch großflächige Versiegelungen und Nivellierungen des Geländes würden der in diesem Plangebietsbereich vorhandenen holsteinischen Knicklandschaft aber weitgehend die Grün- und Habitatfunktion entzogen und das Landschaftsbild beeinträchtigt. Flächen des Biotopverbundes würden im Bereich der Querung der Boelckestraße reduziert. Die gewerbliche Bebauung entlang der Hochfläche des Holtenauer Oberlandes sowie an der Hangkante zum östlich gelegenen Steckendammsau-Tal würde das Landschaftsbild im Umfeld erheblich beeinträchtigen und sich auch auf die Fernwahrnehmung des Landschaftsbildes auswirken."

"Die anhaltende Versiegelung zerstört einerseits CO2-Senken, andererseits fehlen die Grünflächen bei Starkregenereignissen. Der Flugplatz als Lebensraum für seltene Arten wird außerdem zunehmend isoliert, der Biotopverbund weiter zerschnitten", so Hartmut Rudolphi vom NABU Kiel. "In wenigen Jahren werden auch auf dem MFG-5-Gelände Flächen verfügbar sein. Für eine noch schnellere Verfügbarkeit sollen jetzt unwiderruflich jahrtausende Jahre Landschaftstrukturen in dessen Nähe geopfert werden. Wann hört die Politik endlich auf, ihr Auge nur auf Zeiträume weniger Jahre zu richten, statt zukunftsorientierte Beschlüsse zu fassen?" fragt Ulrike Hunold vom BUND Kiel.

 

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