250 Radler*innen fordern ein Umdenken bei Straßenbau

17. März 2025 | Mobilität

Rund 250 Radler*innen unterschiedlichen Alters haben am gestrigen Sonntag für ein Umdenken in der Verkehrspolitik demonstriert.....

Los ging es für die rund 250 Radler*innen am Platz der Matrosen. Die Strecke führte über Sophienblatt und Alte Lübecker Chaussee auf die durch die Polizei gut abgesicherte B404 bis nach Schlüsbek. Dabei wurde uns noch einmal der Wahnsinn der geplanten Baumaßnahmen bewusst: Autobahn bedeutet 4 spurigen Ausbau, gfs Standspur, Mittelplanke - und das, wo die B404 vor Schlüsbek noch auf einem baumgesäumten 2-spurigen Damm längs führt. Links und rechts "in der Tiefe" dann artenreiches, feuchtes Grünland...Vierspurigkeit mit  Leitplanke sind in Wellsee schon vorhanden-da gibt es nicht mehr so viel zu zerstören, da das angrenzende Industriegebiet schon ausbaugerecht angelegt wurde...Die Abschlusskundgebung fand unter der Fußgängerbrücke des Krusenrotter Weges mitten auf dem Theodor-Heuss-Ring statt, wo trotz einer gesperrten Fahtrichtung immer noch ein erheblicher Lärm der stadtauswärts an einem Sonntag Ncahmittag fahrenden PKW's herrschte. Ob alle die vorgeschriebenen 50km/h fuhren??

Hier folgt die Rede der BUND-Kreisgruppe:

"Die Südspange ist vom dringlichen Bedarf in den weiteren Bedarf zurückgestuft worden. Das ist ein 1. Erfolg! Jetzt geht es darum, bis wohin die A21 als Autobahn weiter gebaut wird.

Im Rat wurde im Mai 2023 mit Stimmen von SSW, Grüne, SPD und Linke/Partei beschlossen, dass die Stadt Kiel sich gegen den Ausbau bis zum Barkauer Kreuz positioniert. Damit soll der Bau einer Nebenstrecke verhindert werden, der bei einer Autobahn verpflichtend ist. Die Entscheidungshoheit liegt jedoch beim Bund.

A21 könnte am Wellseedamm enden: Das sind 3.5km bis Barkauer Kreuz, oder am Kieler Weg, d.h. vor der Eisenbahnbrücke, dann wären es noch 1,6km bis zum Barkauer Kreuz.

Die Kieler Wirtschaftsverbände, CDU und FDP sehen durch diesen Beschluss die Zukunft Kiels gefährdet. Ich zitiere aus der KN:

„Die Stadt darf die wirtschaftlichen Notwendigkeiten des Ausbaus der A21 nicht ignorieren, die sie kürzlich noch selbst bekräftigt hat“, so der Vertreter der IHK. Die Autobahn sei zentral für die Anbindung der Kieler Häfen und des Gewerbegebiets Wellsee.

Doch was ist eigentlich der Unterschied zwischen der Variante B404 ab Wellsee oder Autobahn? Die Eisenbahnbrücke wird ja auf jeden Fall 4spurig, das ist absolut sicher.

D.h. es handelt sich ausschließlich um eine Frage der erlaubten Geschwindigkeiten und wer auf der Straße fahren darf. 100km/h auf der Autobahn-mehr ist innerstädtisch nicht drin, statt 80km/h wie auf der Bundestraße erlaubt, würde bei 1,6km die Fahrzeit um 0,4 min verkürzen, bei 3,5km um knapp 1 min!

Dabei würden garantiert keine 100km/h bis direkt an das Barkauer Kreuz erlaubt sein, da es dann ja in die Straßenschluchten des Theodor Heuss Rings mit einer Beschränkung auf 50km/h aus Lärmschutzgründen geht!

D.h. der eigentliche Unterschied dürfte nicht die erlaubte Geschwindigkeit sein, sondern das Verbot für ÖPNV, sowie langsamere Verkehre. Der würde über die Nebenstrecke geführt, dadurch extra langsam werden. Es wäre eine Straße 2.Klasse, dem Autobahn/Bundesstraßenverkehr untergeordnet.

Auch auf der Holtenauer Hochbrücke stören Busse den Verkehrsfluss nicht, die jetzigen Haltestellen liegen in unmittelbare Nähe zu den Ampelanlagen am Barkauer Kreuz.

Dass also Kiel bei Nichtausbau der Autobahn bis zum Barkauer Kreuz wirtschaftlich abgehängt würde ist reine Propaganda!

Was ist nun mit der Ansage aus dem Bundesverkehrsministerium, dass auch bei Ausbau der B404 als Bundesstraße eine Nebenstrecke nötig wird?

Diese fußt auf 2 Fehlinterpretationen:

Erstens wurde für 2030 eine PKW-Zahl von 56.000 Fahrzeugen/Tag angenommen. Das sind die Zahlen eines angenommenen anhaltendenden Verkehrs- und Wirtschaftswachstums.

Die aktuellen Entwicklungen wie Zahl der PKW-Kilometer sinkt trotz steigender Zuzahlungszahlen, Ausbau der Fahrradinfrastruktur, Ausbau des ÖPNV, Höhere Home-Office Anteile werden nicht berücksichtigt.

Zweitens gibt es ausschließlich eine Verordnung zum Bau von Nebenstrecken bei PKW-Zahlen> 50.000 aber kein Gesetz. Es ist als eine Soll, aber keine Muss-Bestimmung. Es gibt genügend Beispiele für erheblich höhere PKW -Zahlen ohne Nebenstrecke in der Nähe: z.B. Theodor Heuss Ring, Holtenauer Hochbrücke.

Das letzte Argument der Befürworter des Autobahnbaus macht mich als Steuerzahlerin und Kielerin besonders traurig:

Die Autobahnbaukosten incl. Nebenstrecke würden komplett vom Bund über unsre Steuern finanziert, bei dem Ausbau der Bundesstraße könnte ausschließlich auf eine Beteiligung des Bundes gehofft werden, der Rest müsste von Kiel finanziert werden, auch aus unseren Steuergeldern.

Ein Autobahnbau mit Nebenstrecke ist deutlich teurer als der Ausbau der Bundesstraße ohne Nebenstrecke. Und das sind unsere Gelder, die woanders dann fehlen, z.B. für den Ausbau der Stadtbahn, für Kindergärten, Schulen, Gesundheitseinrichtungen.

Es kann nicht sein, dass aufgrund der kommunalen Minderfinanzierung in Kiel eine Entscheidung mitgetragen wird, die deutlich teurer ist und für viele Menschen eine erhebliche Einbuße an Lebensqualität bedeutet:

Es geht um unseren Grüngürtel! Um unsere Kleingärten! Um unseren Eidertalwanderweg! Um unsere lärmarmen Gebiete im Vieburger und Kronsburger Gehölz!

Wer Straßen sät, wird Verkehrslärm ernten!

Darum fordert der BUND Gemeinsam mit dem Bündnis Vorfahrt für den Klimagrürtel:
Vollständiger Erhalt des Grüngürtels!
Kein Autobahnbau über Kiel-Wellsee hinaus!
Kein Autobahnkreuz am Vieburger Gehölz!
Kein Straßenbau auf dem Eidertal-Wanderweg!"

 

 

 

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